Ingenieurkammer-Bau Nordrhein-Westfalen

Am Anfang war eine rotweinunterstützte Strategie-Sitzung.

Am Anfang war eine rotweinunterstützte Strategie-Sitzung.

Drei Brandschutzexperten aus drei Ingenieurbüros – Udo Kirchner, Dr. Eckhard Hagen und Paul Corall – trafen sich und diskutierten Experten-Fragen: Was passiert im Brandschutz-Bereich gerade Neues? Und: Was müsste dringend mal passieren? Ins Zentrum des Abends rückte dann ein ganz konkretes, virulentes Branchenproblem, das noch ungelöst war: Wie prüft man komplexe Rauchabzugssysteme wirklich zuverlässig? Die Spezialistenrunde verabredete: Wir denken das mal neu und bauen so ein phänomenales Prüf-Ding.

Rauchruefapparatur
Dipl.-Ing. Udo Kirchner und seine Prüfapparatur für Entrauchungssysteme

Höchstes Tüftelniveau

Die Idee, wie das funktionieren könnte, war schnell geboren: Luft mit Gasringbrennern erhitzen, dazu einen temperaturbeständigen Nebel erzeugen, der die Luft/den Rauch besonders gut sichtbar macht. Plus: das Ganze per Computer mess- und darstellbar machen. Genauso schnell wurde aber klar: An Umsetzungsherausforderungen mangelt es nicht. Wie sieht denn eine sinnvolle Anordnung der Brennerdüsen auf dem Gasring aus? Wie kriegt man die rechnerische Validierung hin? Und wie wird das Ganze eine hochmobile Apparatur, die sich schnell auf- und abbauen lässt und durch normale Türen passt?

Udo Kirchner & Kollegen kollaborierten auf hohem Expertise- und Tüftelniveau weiter – vor allem an den vielen kleinen technischen und pragmatischen Kniffen: an der Skalierung der Gasringe, an der Darstellung der Temperaturprofile, an der Verschlankung des gesamten Geräts. Ein intensiver, ressourcenfressender Prozess des Immerwiederneudenkensundmachens, den Kirchner aber für „ganz normale Optimierungsschritte im Rahmen so eines Projektes“ hält.
Fünf Prototypen später erblickte Smoke 3 das Licht der Brandschutzwelt.


Simulierte Brandszenarien für echte Sicherheit

Smoke 3 also heißt die phänomenale Prüfapparatur für Rauchabzugsysteme. Wobei die 3 sowohl für die 3 beteiligten Ingenieur-Büros; als auch für die 3 Niveaus zur Prüfung von Rauchabzügen steht: die reine Funktionsprobe. Die Sichtbarmachung. Die rechnerische Nachvollziehbarkeit.

Die Apparatur ist extrem zuverlässig, super praxistauglich und sie liefert außergewöhnlich aussagekräftige Ergebnisse. Denn sie arbeitet mit „echt simulierten“ Brandbedingungen – für verschiedene Brandszenarien.

Das heißt: Kirchner & Kollegen prüfen in echt, vor Ort, ob Entrauchungssysteme praktisch so funktionieren, wie sie laut theoretischem Entrauchungskonzept funktionieren sollen. Dafür lassen sie eine Plume/Rauchgasfahne aufsteigen und erfassen und messen diese ganz exakt über Größen wie den Volumenstrom. Wer echte Gebäudesicherheit will, kommt an dieser echten Berechnung vor Ort nicht vorbei, ist sich Kirchner sicher.

Konkret kommt Smoke 3 – das übrigens inzwischen patentiert ist und in der Schweiz von einem weiteren Ingenieurbüro in Lizenz genutzt wird – in komplexen Geometrien ab einem Raumvolumen von 1000 qm zum Einsatz: in Atrium-Gebäuden oder großen Versammlungsflächen mit geschossübergreifenden Lufträumen, in Einkaufszentren, Messehallen, Theatersälen oder großen Hotels. Das bisher größte Einsatzgebiet war eine ehemalige Luftschiff-Werfthalle in Brandenburg, die zum Tropical Island, dem höchsten überdachten Spaßbad der Welt, umgenutzt wurde. 60.000 qm Grundfläche, 109m hoch, bis zu 8.000 Besucher*innen in einem Raum. Alles toll und spaßig – solange es nicht brennt.


Der eingebaute gesellschaftliche Nutzen

Udo Kirchner, seit 35 Jahren Überzeugungsbrandschützer, nennt Smoke 3 im nonchalanten Ingenieurton eine „ganz gute und brauchbare Sache“. Man habe schlicht „durch konsequente Anwendung von Naturgesetzen eine sinnvolle Lösung für die Gesellschaft und die Menschen geschaffen“.

Und genau dafür, meint Kirchner, seien Ingenieur*innen aller Art doch da.


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